Geschichte

Wenige Kilometer bevor der Regen in die Donau fließt verengen schroffe Kalksteinfelsen das linke Flusstal. Am engsten Punkt liegen die Stadtteile Sallern und Gallingkofen. Obwohl umgeben und zerschnitten von Fernstraßen, haben sich die beiden Orte noch einen dörflichen Charakter bewahrt. Das ehemalige Dorf Sallern ist Sitz der ältesten Pfarrei in diesem Raum. Der Name Salern ist illyrischen Ursprungs und bedeutet „Leute am Fluss“. Etwa 500 v. Chr. war die Gegend von den Illyrern, die später in Dalmatien saßen, besiedelt. Es folgten die Kelten und die Germanen. Die Römer überschritten die Donau höchst ungern, wenn auch einige römische Funde in dieser Gegend nachgewiesen sind. Nach einem kurzen Zwischenspiel der Thüringer nahmen die Bajuwaren das Land in Besitz.

Vom 11. bis ins 15. Jahrhundert übte das Geschlecht der Saler die Grundherrschaft in Sallern aus. Sie wurden 1435 von den Sattelbogenern abgelöst, diesen folgten 1469 die Alberger und 1554 die Leublfinger. 1810 gehörte Sallern zum Landgericht Regenstauf und ab 1862 (andere Quellen 1853) zum Bezirksamt Stadtamhof. 1924 wurde Sallern, gemeinsam mit den Orten Gallingkofen und Wutzlhofen nach Regensburg eingemeindet.

Von der Ortsgeschichte zur Landesgeschichte. Kaiser Ludwig der Bayer teilte im so genannten „Hausvertrag von Pavia“ 1329 das Land unter seinen Erben und so kamen Sallern und Teile der heutigen Oberpfalz zur Rheinpfalz. Das hatte zur Folge, dass die Bevölkerung im Laufe der Geschichte mehrfach den Glauben wechseln musste. Schon 1528/29 (andere Quellen 1525) neigten die Sallerner dem evangelisch/lutherischen Glauben zu und der Prediger in der Kirche hatte großen Zulauf. Kurfürst Ottheinrich ordnete dann 1555 den evangelischen Glauben als Landesreligion an. Bereits 1559 führte Kurfürst Friedrich III unter großem Widerstand der Bevölkerung das kalvinistische Bekenntnis ein. Ab 1577 war unter Kurfürst Ludwig VI das Volk wieder evangelisch/lutherisch. 1623 kamen Sallern und die Oberpfalz nach fast 300 Jahren zurück zu Bayern. Kurfürst Maximilian I „machte die Bewohner katholisch“ – ein Satz, der heute noch im Volksmund gebräuchlich ist. Wie man daraus ersehen kann, ist auch dies nicht ohne Widerstand erfolgt und die Sallerner liefen anfangs noch zum lutherischen Prediger nach Zeitlarn. Heute sind sie gut katholisch und laufen wieder zum Prediger in der Sallerner Kirche.

Die Pfarrei Mariä Himmelfahrt ist die Urpfarrei der Gegend und über 800 Jahre alt. Erstmals ist die Pfarrei Sallern 1161 erwähnt. Der damalige Bischof übertrug verschiedene Abgaben aus Sallern an kirchliche Einrichtungen – unter anderem Wein, der damals hier angebaut wurde. 1228 wurde die damals verwaiste Pfarrei an das Regensburger Domkapitel übertragen. Im 13. Jahrhundert zählten zur Pfarrei Sallern die Orte Gallingkofen, Wutzlhofen, Haslbach, Reinhausen, Weichs, Kareth, Rehtal und Winzer. Um 1770 war Sallern ein Marien-Wallfahrtsort. Aus dieser Zeit stammt der bekannte Kupferstich des „Wunderthätigen Gnadenbildes“.

Am 01.01.2006 wurden im Rahmen einer „Umpfarrung“ die Pfarreiteile in Wutzlhofen, Ödenthal und Haslbach der Pfarrei St. Konrad zugeschlagen.

Seit dem 01.09.2016 bildet die Pfarrei Sallern zusammen mit St. Josef Reinhausen eine Pfarreiengemeinschaft. Die geistliche Betreuung geschieht von Reinhausen aus.

Text: Wolfgang Segerer, Konrad Holzbauer

Foto: Andreas Hofmann

Quellen: Kirchenführer von D. u. M. Schwab, Regensburg – Ludwig Schwab (1950), Regensburg – Karl Bauer (1988), Regensburg – Gerhard Reindl, Rainer Gömmel, Erwin Frauenknecht, Anke Borgmeier und Peter Morsbach (Herausg. Peter Schmid 2000), DasEvangelium in der Oberpfalz – Robert Dollinger (1952), Der Landkreis Regensburg – Gustl Motyka, (1975), Der Regen – Walther Zeitler

 

Die abgetrennten Pfarreigebiete Wutzlhofen, Haslbach und Ödenthal

Das Unwort des Jahres 2006 könnte „Umpfarrung“ sein, zumindest für die Pfarrei Mariä Himmelfahrt in Sallern. Seit 01.01.2006 wurden nämlich – wegen „inkonsequenter Zuordnungen, effizienterer Arbeitsabläufe und klarerer Strukturen“ – die Pfarreigebiete in Wutzlhofen, Haslbach und Ödenthal abgetrennt. Mindestens seit dem 13. Jahrhundert war Wutzlhofen ein Teil der Pfarrei Sallern, so manche Einwohner von Wutzlhofen sind in der Pfarrkirche von Sallern getauft worden, haben hier ihre Erstkommunion gefeiert, haben hier geheiratet und wurden hier zu Grabe getragen. Die Wutzlhofener waren – und sind – in die Vereine der Pfarrei integriert, im Kirchenchor aktiv und in der Kirchenverwaltung tätig. Doch selbst wenn eine neue Zeit andere Strukturen erfordert und Veränderungen bedingt, so bleiben doch die alten Bindungen bestehen – zumindest ist dies zu hoffen. Die Bewohner von Wutzlhofen, Haslbach und Ödenthal sind also nach wie vor in Sallern willkommen – bei Gottesdiensten und Pfarrfesten, in Vereinen und Chören und sie wissen dies auch.

Da der Ort Wutzlhofen 800 Jahre lang zur Pfarrei Mariä Himmelfahrt gehörte, ist er aus der Geschichte der Pfarrei nicht wegzudenken und daher nach wie vor in unserer Homepage vertreten. Leider findet man in den einschlägigen Regensburg-Büchern sehr wenig über Wutzlhofen. Es ist ein schwacher Trost für die Wutzlhofener, dass man über Gallingkofen noch weniger findet. Zum Glück haben inzwischen Nachforschungen von Herr Dr. Wolfgang Götzfried diese unverzeihliche Lücke unserer Historiker geschlossen. Sein Beitrag über Wutzlhofens Geschichte folgt im Anschluss an diese Ausführungen. In Ergänzung zu dem unten stehenden Text hier noch einige Daten aus einem Artikel der MZ, der ebenfalls auf die Erhebungen Dr. Götzfrieds zurückgeht. So soll der Ort bereits im 7. Jahrhundert erstmalig erwähnt worden sein – es wird dabei von „Höfen auf Wutzlhofener Grund“ berichtet. Im Jahre 1224 wird der Ort Wutzlhofen in einem Kaufvertrag des Regensburger Bischofs Siegfried erwähnt – außerdem ist um 1320 ein Ulrich von Wutzenhofen nachweisbar.

Text: Wolfgang Segerer

Quellen: Bericht in der MZ vom 28.09.04, Nachforschungen von Herbert Wutzlhofer (Bruckmühl, Oberbayern) –  hinterlegt im Archiv des Katharinenspitals,

Vortrag von Dr. Wolfgang Götzfried am 03.10.04 (Hotel Götzfried)

 

Wutzlhofen - 800 Jahre Teil der Pfarrei Mariä Himmelfahrt

 

Ein Beitrag von Dr. Wolfgang Götzfried

Wutzlhofen war bis zur Umpfarrung nach St. Konrad ca. 800 Jahre Teil der Pfarrei Sallern. Erstmals wird Wutzlhofen zusammen mit anderen Orten 1228 bei Übertragung (Inkorporation genannt) der Pfarrei Sallern an das Regensburger Domkapitel.

Eine intensive Verbindung zwischen der Pfarrei Sallern und Wutzlhofen bestand durch die Besitzverhältnisse im 15. und 16. Jahrhundert. In dieser Zeit war der Obere Hof (einer der beiden ersten Höfe Wutzlhofens, heute Wutzlhofen 19) im Besitz der Pfarrei Sallern. Die Bezeichnungen für diesen Hof lauteten dementsprechend in Urkunden: „Unser Frauen Hof oder Liebfrauenhof“.

Sehr enge Beziehungen lassen sich auch im 20. Jahrhundert aus den Protokollen der Freiwilligen Feuerwehr Wutzlhofens (gegründet 1889) und dem Krieger- und Soldatenverein Wutzlhofens (gegründet 1922) entnehmen. So waren diese Vereine bei den verschiedenen kirchlichen Feierlichkeiten in Sallern vertreten. Umgekehrt gestalteten die Pfarrer von Sallern immer auch kirchliche Feiern in und vor der Kapelle Wutzlhofen.

Geschichtlich gesehen war Wutzlhofen immer ein Teil der Pfarrei Sallern. Unter dem geschichtlichen Aspekt ist die vorgenommene Umpfarrung kaum verständlich.

Neben dem Blick auf die geschichtlichen Verbindungen von Wutzlhofen zur Pfarrei Sallern, kann natürlich nicht vergessen werden, dass die Pfarrkirche St. Konrad wesentlich näher bei Wutzlhofen liegt als Sallern. Es kann auch nicht übersehen werden, dass die Kinder aus Wutzlhofen seit ca. 50 Jahren in die Konradschule gehen, in St. Konrad auch die Erstkommunion und Firmung empfangen. Nicht zuletzt muss man auch unterschieden werden zwischen dem ursprünglichen Wutzlhofen und dem heutigen Stadtteil Wutzlhofen. Viele neuhinzugezogene Bewohner dieses Stadtteils (soweit sie bisher zur Pfarrei Sallern gehört haben und soweit sie sich überhaupt kirchlich gebunden fühlen), haben sicher keine Beziehung zur Pfarrei Sallern.

Anders ist dies bei Bewohnern des ursprünglichen Dorfes.

Durch Grabstätten auf dem Friedhof Sallern fühlen sich viele von ihnen seit jeher der Kirche in Sallern verbunden. Unverständlich war für manche dieser „alten“ Wutzlhofener, warum die Umpfarrung gerade jetzt sein muss und nicht auf die in absehbarer Zeit vorgesehene Umstrukturierung der Pfarrsprengel im Stadtnorden verschoben werden konnte.

Pfarrgrenzen sind aber letztlich festgeschriebene rechtliche Aussagen. Das Zugehörigkeitsgefühl zu einer Pfarrei wird sicher nicht ausschließlich dadurch bestimmt. Vor allem in der Stadt, wo enge Nachbarschaften zwischen den Pfarreien schon rein räumlich bestehen, sind gute Nachbarschaften auch im übertragenen Sinne wünschenswert, Nachbarschaften die sich im Dienste der gemeinsamen Aufgabe als Pfarrgemeinden unterstützen.

Freundlicherweise hat Herr Dr. Götzfried seinen viel beachteten Vortrag vom 12.05.06 über die Geschichte Wutzlhofens und die Beziehungen zur Pfarrei Mariä Himmelfahrt in gestraffter Form für unsere Homepage zur Verfügung gestellt.

Aus dem vollständigen Vortrag von Herrn Dr. Götzfried soll noch erwähnt werden, dass in den Protokollen der Freiwilligen Feuerwehr Wutzlhofen immer auch der Bierverbrauch bei den diversen Festen akkurat notiert wurde.

 

Die Kapelle in Wutzlhofen

Auch die Kapelle in Wutzlhofen gehört zur Geschichte der Pfarrei und soll hier nicht unerwähnt bleiben.

  

An der Kreuzung Chamer Straße/Schlesierstraße steht die Wutzlhofener Marienkapelle. Sie ist eine der wenigen ehemaligen Feldkapellen die auch liturgischen Zwecken dient. Die Kapelle dürfte vor 1650 errichtet worden sein und hat wahrscheinlich eine ältere Kapelle ersetzt. Im Jahre 1870 haben die Wutzlhofener die Kapelle ohne Wissen des Pfarrers von Sallern vergrößert und eine Glocke angeschafft. Der überrumpelte Pfarrer erklärte sich jedoch nach Einwilligung des Regensburger Bischofs bereit, Kapelle und Glocke neu zu weihen. Im Jahre 1907 wurden die von Professor Klein entworfenen vierzehn Kreuzwegstationen geweiht. 2003 wurde die Kapelle renoviert und der Dachstuhl erneuert. Die kleine Kirche erscheint heute in einem sehr ansprechenden Zustand.

Die Wutzlhofener Marienkapelle misst etwa 8 mal 5,50 Meter und schließt im Süden mit einer halbkreisförmigen Apsis. Das im Norden liegende Portal zeigt einfache Renaissance-Elemente. Auf dem Dachfirst sitzt ein kleines Türmchen mit einer Glocke. An die Ostmauer ist eine Kriegergedächtnis-Kapelle für die Gefallenen Wutzlhofens aus den beiden Weltkriegen angebaut. Den Hochaltar der kleinen Kirche ziert eine Holzplastik, darstellend eine thronende Maria auf der Weltkugel. (In dem Vortrag von Dr. Götzfried wurde auch diese Marienstatue genauer beleuchtet und es scheint so, als ob sie von einem bedeutenden Meister aus dem Raume Regensburg geschaffen wurde.)

Text: Wolfgang Segerer

Fotos: Andreas Hofmann

Quelle: Regensburger Feldkapellen von Josef Dolhofer