Pfarrhof
Der gewaltige Pfarrhof, den nur das „Wirtshaus“ mit seinen Nebengebäuden von der Kirche trennt, hat eine interessante Geschichte. Er wurde 1760 unter Pfarrer Michael Reinpoth „wieder“ erbaut und ersetzte sicher ein älteres Gebäude. Im Obergeschoss findet man eine Steintafel mit einer lateinischen Inschrift, die in deutscher Übersetzung lautet:
Dieser Pfarrhof, der hundert und mehr Jahre unter Trümmern begraben lag, zuerst von den Juden, dann nach erfolgter Ausweihung von den Ortspfarrern bewohnt und schließlich nach Einführung der neuen Lehre, von den andersgläubigen Predigern in Besitz genommen. Im Jahr des Allmächtigen 1760, unter Zustimmung des ehrwürdigen und erlauchten Regensburger Domkapitels hat ihn Pfarrer Joseph Michael Reinpoth nach der Wiederbesitznahme der Pfarrei Sallern durch die Weltgeistlichen für sich und seine Nachfolger als rechtliches Eigentum wieder aufbauen lassen.
In den Jahren 1980/81 erfolgte unter Pfarrer Claus Peter Chrt eine gründliche Renovierung des Pfarrhofes. 1982, bei Durchsicht der ausgelagerten Archivalien, ergab sich eine kleine Sensation. Herr Schwab entdeckte die Druckplatte des „Wunderthätigen Gnadenbildes“ aus dem 18. Jahrhundert. Der Abdruck im Kirchenführer beweist, dass diese die Jahrhunderte in einwandfreiem Zustand überdauert hat.
Die Geschichte dieses Pfarrhofes weist auf den Aufenthalt von Juden in Sallern hin. Bereits 1210 befand sich hier der vermutlich älteste jüdische Friedhof im Regensburger Raum. 1519 fanden die von der Stadt Regensburg vertriebenen Juden in Sallern Aufnahme. 1577 pries sich der äußerst unbeliebte Hans von Leublfing damit, die Juden aus Sallern vertrieben zu haben.
Auch von dem erwähnten Wirtshaus in Sallern gibt es eine Episode. Der damalige Wirt und Bräu braute ein derart starkes Bier, dass um 1600 der Regensburger Rat seinen Bewohnern den Besuch dieses Wirtshauses wegen Raufereien und Händel untersagte.
Text: Wolfgang Segerer
Fotos: Martin Fleischmann
Quellen: Regensburg – Karl Bauer (1988), Regensburg – Siegfried Wittmer (Herausg. Peter Schmid 2000),